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Japanische Rituale

Religion

Umfragen über die Religionszugehörigkeit der Japaner ergeben regelmäßig, dass nahezu 100% der Menschen sich als religiös bezeichnen – meistens entscheiden sie sich für den Buddhismus und Shintoismus. Dennoch denken die Japaner sich nicht wirklich viel dabei, wenn sie die religiösen Rituale, Zeremonien und Feste durchführen.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass in der westlichen Welt sich eine Minderheit zu einer religiösen Lebensführung bekennt, die andere sie kategorisch ablehnt. Eine Mehrheit hingegen beschränkt sich beim Kontakt mit der Kirche auf große, traditionelle Feste wie Weihnachten oder die eigene Hochzeit. In Japan sind die verschiedenen Bräuche viel mehr in den Alltag integriert. Sie sind für die meisten Japaner selbstverständlich, ohne sich als gläubig zu bezeichnen. Das geht natürlich nur bei einer Religion, die keinen bedingungslosen Glauben verlangt. Der Hauptunterschied zur westlichen Welt liegt in einer weniger klaren Trennungslinie zwischen Sakralen und Profanen, so dass Leben in der Gemeinschaft und Religion gut zu vereinbaren sind. Gut und Böse sind nicht klar getrennt wie im Westen, es gibt z.B. nicht den Begriff der Sünde. Ebenfalls Zeichen der großen Akzeptanz von Religion ist die hohe Spendenbereitschaft sowohl bei großen Konzernen, als auch bei den Einzelmenschen
Traditionell besitzt jeder Haushalt einen Alter mit Shinto-Symbolen (kamidana) und einen Altar mit buddhistischen-Symbolen (butsudan) mit Gedenktafeln für verstorbene Familienangehörige. An diesen werden entweder Täglich oder nur an Gedenktagen Opfer aus Blumen, Speisen, Getränken und Räucherwerk gebracht. Die gleichen Rituale, können auch an öffentlichen Altären vollzogen werden, so dass Religion im Alltag allgegenwärtig ist. Überall sieht man kleine Schreine, Amulette und beispielsweise sogar Reinigungszeremonien, welche von Shinto Priestern in Supermärkten durchgeführt werden. An nationalen Feiertagen, wie z.B. Neujahr (oshôgatsu) findet fast schon ein „religiöser Tourismus“ statt.

Shintoismus:
Im Laufe der Zeit haben sog. Synkretistische Schulen zur Verschmelzung von Buddhismus und Shintoismus beigetragen. Dies wiederum resultierte in einer starken Mischung von buddhistischen und shintoistischen Ritualen. Genauso entstanden viele neue Religionen und Sekten, deren Grundlage der Buddhismus, Shintoismus und das Christentum bildete.
Die ursprüngliche Religion Japans ist der Shintoismus, welcher eine Affinität zum Taoismus aufweist, womit die Vermutung nahe liegt, dass die Grundlagen aus China oder Korea stammen. Forscher sind sich hierbei aber nicht ganz einig. Der Shintoismus erhielt seinen Namen erst nach der Einführung des Buddhismus (6. Jh.), um den alten vom neuen Glauben unterscheiden zu können. Shinto bedeutet „Weg der Götter“ und der Shintoismus selber ist eine Naturreligion. Das bedeutet, dass alle Objekte und Phänomene der Natur sind beseelt, was wiederum eine Verehrung der Natur zur Folge hat. Da „Gott“ und die Welt somit gleich sind, bezeichnet man dies auch als Pantheismus – eine Allgottlehre.
Im Shintoismus gibt es keinen maßgebenden Text, wie die Bibel oder den Koran, mit einer einzigen Ausnahme: Kojiki - ein „Bericht über die Begebenheiten im Altertum“. Es entstand im 8. Jahrhundert als eine Art Reichschronik, ist aber keine göttliche Offenbarung. In diesem wird die Abstammung der kaiserlichen Familie, wenn nicht aller Japaner von der Sonnengöttin Amaterasu Omikami beschrieben, was den immer noch vorhandenen Ahnenkult (vom altjapanischen Yamato-Volk) initiierte. Damals war man der Ansicht, es gäbe eine Art Seele (tamashii), die nach dem Tod weiterlebt und die Toten würden irgendwann auf diese Welt zurückkehren. Deshalb gibt es heute noch Relikte eines Ahnenkultes bei den Feiern der Tagundnachtgleiche im Frühling und Herbst. Den aus dem Westen geprägten Begriff „Gottheit“ gibt es im Shintoismus nicht, sondern nur das „Kami“. Kami ist alles, was höhere Kraft besitzt oder Ehrfurcht erbietend ist.
In der Meiji-Zeit (1867 bis 1912) bis 1945 wurde der Shintoismus zur politischen Instrumentalisierung missbraucht. Es wurde die „Einheit von Ritus und Politik“ (saisei itchi) gepredigt, der sog. „Staats-Shinto“. Damals wurde die Position des Kaisers in der Verfassung als „heilig und unverletzlich“ festgesetzt. Der Bau von Nationalschreinen, wie z.B. Yasakuni-jinja und Meijii-jingu (beide in Tokyo) sind Zeugen dieser Zeit. Seit der Niederlage Japans im 2. Weltkrieg gibt es eine strikte Trennung von Staat und Religion und es findet jedes Mal ein großer Aufruhr in den Nachbarländern statt, wenn Japanische Politiker öffentlich eine dieser Nationalschreine besuchen.

Buddhismus:
Der Japanische Buddhismus ist eine ursprünglich aus Indien (über Tibet, China und Korea) stammende Form des Buddhismus und gelangte im 6. Jh. nach Japan. Zuerst Religion des Hofadels, dann sehr bald eine durch Kronprinz Shotoku Taishi (572-621) eingeführte Staatsreligion, die im 9. Jh. noch einmal durch vereinzelte Schulen eine Verbreitung erfuhr. (Shingon Schule, Tedai Schule und die Schule des „reinen Landes“).
Der Buddhismus vertritt die Auffassung, dass alle „fühlenden Wesen“ (Menschen oder Tiere) den Keim der Erleuchtung in sich tragen. Das zentrale Konzept ist die Wiedergeburt – das aktuelle Schicksal eines Wesens ist durch die Handlungen vergangener Inkarnationen geprägt. Durch ein entsprechendes Verhalten kann dieses Karma positiv beeinflusst werden. Die Lebenskraft wird hierbei von der einen zur nächsten Generation weitergegeben, was einen ewigen Prozess mit sich bringt.
Heute wissen die Japaner wenig über die Ideen und Lehren des Buddhismus. Dennoch hat der Buddhismus sogar noch politischen Einfluss in Form der „Soka Gakkai“. Dies ist eine umstrittene Organisation mit stark sektiererischem Charakter, welche ihren Ursprung im Nichiren-Buddhismus hat. Nichiren (1222-1282) war ein wortgewaltiger Prediger, der glaubte zur Verbreitung des Buddhismus auserwählt worden zu sein. Somit sah er sich zur politischen Einmischung legitimiert. Dies setzt sich im politischen Arm (Komeito) der „Soka Gakkai“ bis heute fort, so dass sie sogar großen Einfluss im japanischen Parlament hat.


Tempelanlagen:
Zu den Begrifflichkeiten ist zu sagen, dass man bei Bauten des Shintoismus von Schreinen spricht. Im Buddismus spricht man von Tempeln.
Schreine:
Schreine werden für die Kami-Gottheit gebaut. Es können sowohl kleine Kästchen oder sogar große Anlagen (z.B. die Schreine von Ise) sein. Für Laien sind Schreine & Tempel nicht leicht zu unterscheiden. Erstes Unterscheidungsmerkmal ist das den Schreinen eigene Torii. Es ist ein Tor, das die Grenze zwischen dem Profanen und dem Sakralen markiert. Das Allerheiligste ist das Honden, das zentrales Gebäude einer Schreinanlage. Es ist der Hauptsitz der Götter und für Besucher ist kein Zutritt. Der Hauptschrein, das Allerheiligste, ist mehrfach eingezäunt. Das bekannteste Beispiel ist der Ise-Schrein. Er wird alle 20 Jahre wieder neu aufgebaut, um seinen ursprünglichen Glanz zu erhalten.

Schreine sind einfache Gebäude , die japanischen Kornspeichern ähneln und sich nur durch ihre Höhe und Größe von diesen unterscheiden. Auch sie lagert auf hohen Pfeilern zum Schutz vor Nässe und Tieren. Die Grundstruktur folgt ebenfalls den Gesetzen des primitiven Wohnungsbaus: rechteckiger Grundriss mit 4 Eckpfosten und zwei höheren Pfosten zur Unterstützung des Dachfirsten. Charakteristisch sind die aus dem Dach ragenden Dachsparren und Querhölzer auf dem Giebel. Man betritt den Schrein von der Längsseite, was für Europäern, die von den großen hellenistischen Bauten geprägt sind, eigenartig erscheint.
Tempel

Den typischen Aufbau eines Buddhistischen Tempels kann man sehr gut an der Horyu-ji Tempelanlage erklären, die sich in der Nähe der alten Hauptstadt Nara befindet. Sie wurde im 7. Jh. gebaut und ist einer der schönsten und ältesten Tempelanlagen Japans und zugleich einer der ältesten Holzbauten der Welt. Zur Teilbeschreibung:
- Das innere Areal eines Tempels wird zumeist von einer Mauer umschlossen, in der ein oder mehrere Tore angebracht sind. Das Haupttor befindet sich in der Regel im Süden und stellt bereits für sich ein eindrucksvolles architektonisches Bauwerk dar. Links und rechts des Eingangs sind zwei buddhistische Wächtergottheiten (Niô) aufgestellt.
- Die “Gold-Halle” (Kondô) aus dem Jahr 680 ist das Hauptgebäude, denn in ihr wird das Hauptheiligtum (honzon) aufbewahrt. Es handelt sich um eine vergoldete Buddha-Statue. Früher waren die honzon eines Tempels für Laien meist nicht frei zugänglich, sondern wurden nur zu bestimmten Anlässen gezeigt. Tempelbauten sind also nicht wie christliche Kirchen für allgemeine Gottesdienste gedacht.
- Viele größere Tempel besitzen eine Pagode. Zur Zeit der Gründung des Hôryû-ji galten Pagoden als die wichtigsten Tempelbauten und waren Aufbewahrungsort des honzon. Pagoden leiten sich von den indischen Stupa ab. Stupas sind Grabmahle des Buddha und beherbergen seine Reliquien. Auch viele japanische Tempel geben an, in ihren Pagoden Reliquien des Buddha aufzubewahren. Architektonisch hat sich das indische Stupa jedoch unter chinesischem Einfluss stark gewandelt. In Japan gibt es zwei Grundformen, tajû-tô, wtl. mehrstöckige Pagode, meist mit drei oder fünf Stockwerken, und tahô-tô, wtl. Vielschatz Pagode, mit einem kreisförmigen, bauchigen Grundgeschoß, das deutlicher an die indischen Vorbilder erinnert. Im Hôryû-ji gibt es u. a. eine fünfstöckige Pagode.

- Das Hauptheiligtum (honzon) des Hôryû-ji ist in der Kondô-Halle aufgestellt. Es ist eine so genannte Shaka-Trinität mit Buddha Shakyamuni, dem historischen Buddha, in der Mitte, und seinen „Assistenten“ Monju Bosatsu und Fugen Bosatu. Häufig werden Buddhas nicht einzeln sondern in Dreiergruppen dargestellt.
- Die “Halle der Träume” (Yumedono), das Hauptgebäude des Östlichen Tempelbezirks. Ein schönes Beispiel für die in der Umgebung von Nara recht häufigen Kapellen mit sechs- oder achteckigem Grundriss.
- Schematische Darstellung einer Tempelanlage (in diesem Fall des Yakushi-ji in Nara). Eine innere quadratische Einfriedung umschließt die Hauptgebäude, außerhalb sind diverse Wohngebäude für Mönche, Verwaltungsgebäude und Speicher zu erkennen. Eine Außenmauer umgibt das gesamte Areal. Ähnlich wie christliche Kirchen boten auch japanische Tempel in früherer Zeit Schutz vor feindlichen Heeren.

Rituale:
Tempel-/Schreinbesuch:
Die meisten Japaner begnügen sich mit Omairi an ihren Festtagen. Omairi leitet sich von gehen ab und beschreibt eine Abfolge ganz bestimmter Rituale bei einem Schrein- bzw. Tempelbesuch:
Schritt 1: Beim Eintritt in das Tempel- oder Schreingelände gibt es zumeist einen Brunnen. Aus diesem schöpft man mit einer Kelle Wasser, spült damit die Hände und eventuell auch den Mund (wichtig: die Lippen sollten die Kelle nicht berühren).
Schritt 2: In der Nähe des Eingangs gibt es außerdem ein Gebäude, in dem religiöse Gegenstände verkauft werden. Handelt es sich um einen Tempel, kann man hier z.B. Räucherstäbchen kaufen. Viele tun das auch und entzünden sie beim nächsten Rauchbecken, aus dem an Festtagen schon dichter Rauch qualmt. Diesem Rauch wird segensreiche Wirkung zugesprochen. Fast alle Besucher drängen sich um das Becken und fächeln sich Rauch an diejenigen Körperstellen, die ihnen die meisten Sorgen bereiten. Männer fächeln den Rauch nicht selten in Richtung ihrer Geschlechtsteile. Der Rauch stärkt, heilt und reinigt, ähnlich wie das Wasser. Er dient also sowohl der Gesundheit als auch der Vorbereitung auf die Begegnung mit der Gottheit.
Schritt 3: Man nähert sich dem Hauptgebäude. Man zieht die Schuhe aus, erklimmt ein paar Stufen und wirft Münzen in einen zu diesem Zweck aufgestellten Behälter, der meist auch den Zugang zum Inneren des Gebäudes blockiert. Dann klatscht man in die Hände oder läutet eine Glocke oder beides, um die Aufmerksamkeit der Gottheit zu erregen. Man faltet die Hände, verneigt sich und hält einen Augenblick in dieser Stellung inne, richtet sich dann wieder auf, geht zu seinen Schuhen zurück, zieht sie an, und hat damit der Gottheit seine Ehrerbietung erwiesen.

Teezeremonie:
Sie entwickelte sich 800 n. Chr. in der Kaiserstadt des Friedens in Kyoto unter Shogune. Teehäuser waren ursprünglich nichts anderes als Nebenanlagen Zen-Buddhistischer Tempelanlagen. Die Teezeremonie fand in den Wohnstätten der Tempelpriester statt. Mit dem Teeismus nimmt der Buddhismus Einzug in den Alltag, da das Teetrinken zu etwas Feierlichem, fast Heiligem, stilisiert wird. Vergleichbare Tätigkeiten sind das Bogenschießen oder auch das Yoga. Ihnen allen gemein ist der meditative Charakter in ihrer Ausführung. Man betritt ein Teehaus über einen bewusst angelegten Pfad, welcher den ersten Schritt zur Meditation darstellt. Es entspricht der japanischen Tradition der Zurückhaltung, dass das einstöckige Gebäude sich in das Naturbild einordnet. Als letzte Schwelle gibt es einen Trittstein, auf dem man seine Schuhe auszieht. Auch die Teehausarchitektur steht in der Tradition der klaren Trennung zwischen tragenden Elementen und ausfüllenden Elementen. Das Grundmaß ist ebenfalls die Tatami-Matte. Damit gehen Teehäuser genauso wie der profane Wohnungsbau auf die Elemente der japanischen Schreinarchitektur zurück, also auf den Grundsatz der Vervollkommnung in der Einfachheit. Durch Einfachheit und Zurückhaltung wird leise auf das Bedeutungsvolle hingewiesen (Shintoismus). Die Teearchitektur geht auf die Teezeremonie selbst zurück. Auch die Teezeremonie geht auf ein shintoistische Prinzip zurück: Die Vollendung in der Einfachheit und Betonung des Bedeutungsvollen durch vielfaches einpacken. Der Teemeister packt ganz bewusst seine Teeutensilien. Jede Bewegung ist fest vorgeschrieben. Sinn des Teeismus ist die meditative Suche nach einem inneren Ruhepunkt.

Bestattungsritus:
Der Toten- und Ahnenkult in Japan, sowie die damit verbundenen Begräbnisrituale sind für Nicht-Japaner besonders verwirrend. Das hängt damit zusammen, dass die Toten an mindestens zwei Orten verehrt werden. Üblicherweise natürlich am Friedhof, darüber hinaus aber auch am buddhistischen Hausaltar (butsudan).
Das shintoistische Gegenstück ist das kamidana.
Trotz der verschiedenen Glaubensausprägungen findet sich sehr häufig die Vorstellung, dass man nach dem Tod der Verwandten aktiv dafür sorgen muss, dass die Toten den Weg ins Jenseits finden und dort „befriedet“ werden. Geschieht dies nicht, kann es leicht sein, dass die Totenseele ziellos im Diesseits umherirrt und als Gespenst (obake) allerlei Unfrieden stiftet
Im Hausaltar stehen mehrere ihai-Täfelchen, welche die Verstorbenen, meist unmittelbare Vorfahren, repräsentieren. Darüber hinaus können im oder neben dem Altar auch Fotos an die Verstorbenen erinnern. Ihnen wird beispielsweise bei jeder Mahlzeit ein kleines Speiseopfer dargebracht. Im Shintoismus symbolisieren Papierschildchen (o-fuda) die Verstorbenen.
Die große Mehrheit aller Verstorbenen wird in Japan nach buddhistischem Ritus bestattet. Meist wird der Körper verbrannt und schließlich in einem Familiengrab (haka) beigesetzt. Die individuellen Familienmitglieder sind entweder gar nicht, oder nur an der Rückseite des Grabsteins eingetragen.
Beim Grabbesuch (ohaka mairi) schmückt man das Grab mit Blumen und entzündet Räucherstäbchen. Zuvor wird der Grabstein rituell gereinigt, indem man ihn mit Wasser übergießt. Zu mindest einmal im Jahr, nämlich zum Bon-Fest, dem Fest der Ahnen, sollte allerdings jeder sein Familiengrab aufsuchen.

Baderituale
Das Element Wasser war schon seit jeher wesentlich in der japanischen Kultur. Grundlage hierfür ist Japans Reichtum an Vulkangestein, welcher viele heiße Quellen hervorbringt. Schon früh nutzte man diese zur körperlichen und seelischen Reinigung. Aber auch im traditionellen Japanischen Wohnhaus gab es eine Badewanne, die jeweils einmal mit heißem Wasser gefüllt wurde und jedes Familienmitglied nutzte dieses Wasser, um zu baden. Bevor man in das für westliche Verhältnisse sehr heiße Wasser stieg, reinigte man sich gründlich. Dies galt damals in der traditionellen Familie, genauso wie bei den natürlichen Quellen (rotenburo), wie auch immer noch in den modernen öffentlichen Badeanstalten (sento), die mittlerweile sehr häufig in Japan zu finden sind. Mit der Zeit stellten sentos mehr und mehr soziale Treffpunkte dar, die oft und gerne nach der Arbeit aufgesucht werden, um sich mit Freunden oder Kollegen zu treffen.
Die natürlichen Quellen (rotenburo) wurden längst von der Tourismus Branche als lukratives Geschäft entdeckt, so dass häufig große Hotelkomplexe in der Nähe der heißen Quellen zu finden sind.


Matsuri – Religiöse Volksfeste

Für die meisten Japaner sind jedoch mindestens zwei Feiertage Anlass für traditionelle Feiern: Neujahr (O-shôgatsu) und das Bon-Fest (O-bon) (in gewisser Hinsicht mit Weihnachten und Ostern zu vergleichen).

Neujahr - Oshôgatsu
Der Beginn des Neuen Jahres (Oshôgatsu) ist traditionellerweise einem Schreinbesuch reserviert. Diesen Schreinbesuch nennt man hatsumôde, „Erstes Aufsuchen [der Götter]“. Die meisten Japaner befolgen diesen Brauch, unabhängig davon, ob sie überzeugte Shintoisten, Buddhisten, Christen oder Agnostiker sind. Üblicherweise geht man zum nächsten größeren Schrein und vollzieht dort ein normales omairi mit dem Unterschied, dass man sich an diesem Tag erst einmal lange anstellen muss. Dafür gibt es zu Neujahr spezielle Glückbringer zu kaufen: hamaya (wtl. Dämonentöter), weiss gefiederte Pfeile, die man sich nach Hause mit nimmt. Es sind Waffen gegen böse Geister. Etwas teurer und nicht überall zu finden sind hagoita: das sind eigentlich Schläger für das traditionelle Federballspiel, das heute nur noch selten gespielt wird. Dafür sind die Schläger umso dekorativer und dienen als Ziergegenstände. Die berühmtesten Souvenirläden für hagoita gibt es rund um den Asakusa Tempel in Tokyo. Vor allem für neugeborene Mädchen kauft man zu Neujahr einen solchen verzierten Federballschläger. Weniger luxurös, dafür aber an jeder Ecke zu finden ist Neujahrsschmuck für die Eingangstüre des Hauses oder der Wohnung (kadomatsu). Dieser Schmuck ist fast ausschließlich aus natürlichen Materialien hergestellt, die eine glückverheißende Symbolik besitzen: Die wichtigsten Element sind Pinienzweige (Sinnbild des langen Lebens) und Bambus (Sinnbild der Jugend).
Berühmte Schreine ziehen in den ersten Neujahrstagen unglaubliche Menschenmassen an. Am populärsten in dieser Hinsicht ist der Meiji Schrein in Tokyo. 1998 sollen 3,45 Millionen zur hatsumôde den Meiji Schrein aufgesucht haben. Aber auch der Asakusa Tempel in Tokyo wird zu Neujahr Ziel von Millionen Besuchern, obwohl er eigentlich ein buddhistischer Tempel ist.
Obon - das Fest der Ahnen
Mitte August wird das Bon-Fest (o-bon) gefeiert. In dieser Zeit kommen die Geister der Ahnen aus dem Jenseits auf Besuch. Es ist also eine Zeit, in der man sich auf die Familie, bzw. die Großfamilie inklusive der bereits verstorbenen Generationen besinnt. Ebenso wie Neujahr hat Obon eine öffentliche und eine private Seite. Die öffentliche Seite macht sich in der modernen Stadtlandschaft vorwiegend dadurch bemerkbar, dass gegen abend von überall her Trommelklänge und traditionelle japanische Musik erklingen. Viele Leute sind im leichten Sommer-Kimono (yukata) unterwegs, um an Volkstänzen teilzunehmen, die in diesem Falle meist von den buddhistischen Tempeln veranstaltet werden. Das sind die berühmten Bon-Tänze, die zumeist kaum einen religiösen Bezug erkennen lassen, aber wohl dadurch gerechtfertigt sind, dass man den Ahnen Freude bereiten will.
Privat spielt der buddhistische Hausaltar (butsudan) die zentrale Rolle, denn hier sind die Ahnen ja auch sonst das ganze Jahr über präsent. Alle Opfer für die Ahnen (meist Nahrung) werden daher vor dem besonders festlich hergerichteten Hausaltar aufgestellt. Viele besuchen auch das Familiengrab auf dem Friedhof und hängen dort Papierlaternen auf. Auf diese Weise werden die Ahnen willkommen geheißen.
In darstellerischer Hinsicht sind Feuer und Licht essentielle Elemente aller Bon-Feiern. Es gibt stets eine unübersehbare Anzahl von Lampions, bzw. Papierlaternen. Es besteht am letzten Abend der Bon-Feiern den Brauch, angezündete Papierlaternen in kleinen Booten zu Hunderten die Flüsse hinunterfahren zu lassen (tôrô nagashi). Dies symbolisiert die Verabschiedung der Ahnen, die nun durch ein „Verabschiedungslicht“ (okuri-bi) wieder ins Jenseits zurück geleitet werden sollen.
Es gibt weitere Matsuri, wie z.B. das Gion, bei dem heilige Schreine durch die Strassen getragen werden, in denen sich das Shintai befindet oder auch Erntedank- und Fruchtbarkeitsfeste. Damals spielten diese Feste eine größere religiöse und traditionellere Rolle. Heute sind sie eher interessant für den Tourismus und werden als große Events vermarktet, so dass vielen der religiöse Hintergrund kaum noch bekannt ist.

Sakura – Japan im Kirschblütenrausch
Die Blütezeit der Japanischen Kirschblüte (Sakura) beginnt Anfang April, wobei die Blütezeit einer einzigen Blüte nur ca. 1 Woche anhält. Dies gibt der Sakura einen recht melancholischen Beigeschmack. Sakura ist ein Ziergewächs, welches als Symbol für die japanische Ästhetik steht. Die Japanischen Werte der Reinheit und Einfachheit sollen sich in ihr widerspiegeln. Schon früh wurde der Kirschbaum in Gedichten, Liedern und Theaterstücken bedacht.
Die „Kirschblütenfront“ zieht von Süden nach Norden, was in den Japanischen Medien mit regem Interesse verfolgt wird. Regelmäßig wird in Prognosen und Nachrichten über den Stand der Kirschblütenentwicklung Bericht erstattet. Kein Wunder – die Kirschblütenzeit läutet in Japan traditionell den Frühlingsanfang ein.
Genauso beginnt mit ihr auch für die Kinder die Schule, so dass Erinnerungsfotos in den Parks geschossen werden, überall liegen Blütenwolken in der Luft und bei jedem Windstoß fallen Blüten zu Boden zur allgemeinen Freude der vielen Schaulustigen. An den Abenden finden viele Hanamis statt – so genannte Kirschblütenschauen, welche nichts anderes als Partys sind, an denen sich Freunde oder Kollegen zum Essen und Trinken in den Parks treffen.

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